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08. Mai 2024

Tassilo, Korbinian und der Bär

Der Tassilo-Liutpirc-Kelch und der Codex Millenarius sind als Leihgaben bei der Bayerischen Landesausstellung 2024.

Abt Ambros und P. Josef nahmen am Festakt der Eröffnung in Freising teil.

Ein Herrscher mit Schwert und Szepter, ein Heiliger, der einen wilden Bären zähmt … das ist nicht der Stoff für einen Hollywoodfilm, sondern pure bayerische Geschichte. Tassilo, Korbinian und der Bär entführen ins frühe Mittelalter! Mit dem Eintreffen des Missionsbischofs Korbinian, überliefert für das Jahr 724, begann die Geschichte des Bistums Freising. Die Ausstellung zum 1.300-jährigen Diözesanjubiläum erzählt von den Anfängen der Kirche in Bayern und vom Glanz der Agilolfinger-Herzöge. Sie hatten Korbinian gerufen und herrschten über ein Land, das sich zeitweise bis Südtirol, Oberösterreich, Kärnten und Slowenien erstreckte. Ein mächtiges Königreich der Bajuwaren war zum Greifen nahe.

Die Landesausstellung findet im neu restaurierten Diözesanmuseum Freising statt. Am 6. Mai 2024 wurde sie durch Ministerpräsident Dr. Markus Söder gemeinsam mit Kardinal Reinhard Marx, Staatsminister Dr. Florian Herrmann und Wissenschaftsminister Markus Blume eröffnet. Abt Ambros nahm mit P. Josef in der Aula des Domgymnasiums, musikalisch untermalt durch das Schulorchester des Domgymnasiums, daran teil.

Ministerpräsident Dr. Markus Söder in seiner Ansprache: "Das frühe Mittelalter ist eine sagenumwobene Zeit: Die Ausstellung im weltweit anerkannten Diözesanmuseum beleuchtet die Anfänge unserer Christianisierung, das Leben der Bajuwaren und die königsgleiche Herrschaft der Agilolfinger. Bayern bekennt sich als Kulturstaat zu seiner reichen Geschichte und dem christlichen Menschenbild. Der Glaube bietet Halt und Orientierung. Nur wer seine Herkunft kennt, findet den richtigen Weg für die Zukunft. Herzlichen Dank allen, die diese prachtvolle Landesausstellung konzipiert und ermöglicht haben – und den Besucherinnen und Besuchern große Freude damit!"

Dr. Richard Loibl, Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte, erzählte über den Ausgangspunkt, um den sich in der Landesausstellung alles rankt: Der Legende nach sei der aus Frankreich stammende Korbinian 724 nach Freising gekommen. Auf einer seiner Reisen über die Alpen griff ihn ein Bär an und tötete seinen Maulesel. Wider Erwarten konnte Korbinian den Bären besiegen und ließ ihn dann zur Strafe all sein Gepäck bis nach Rom schleppen, dort wurde der Bär freigelassen. Attribut des Heiligen Korbinian (ca. 680 bis ca. 730), der als Bistumsgründer und erster Bischof von Freising gilt, ist daher ein Bär.

Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung auf dem Freisinger Domberg hat Kardinal Reinhard Marx in seinem Grußwort dazu eingeladen, 1300 Jahre nach Ankunft des Heiligen Korbinian in Freising an der weiteren Entwicklung des Glaubens in Bayern mitzuwirken. Er hoffe, dass viele Menschen durch den Besuch der Ausstellung „gestärkt werden, heute ihren Teil zur Geschichte des Christentums in Bayern beizutragen“.

Bayerische Landesausstellung Tassilo Liutpirc Kelch

Prunkstück der Landesausstellung: Hier bewundern ihn Kardinal Reinhard Marx (l.) und Freisings OB Tobias Eschenbacher (3. v. l.) sowie (v. r.) Richard Leiter vom Haus der bayerischen Geschichte, Staatsminister Florian Hermann, Kunstminister Markuks Blume und Ministerpräsident Markus Söder. © Lehmann

Ein eigener Raum für den Tassilo Kelch

In mehreren Räumen wird der Reichtum und das Schicksal von Herzog Tassilo III. präsentiert und das mit einem hochwertigen Unikat: Dem Tassilo-Liutpirc-Kelch, der bis zum 16. Juni zu sehen ist. Ihm ist ein ganzer Raum gewidmet, gefolgt von einem Kurzfilm, der über die Blüte von Tassilos Herrschaft aufklärt.  „Das ist eine Sensation, dass wir dieses Exponat nach Bayern bringen konnten, wo er hingehört“, frohlockte Ministerpräsident Söder.

Das bayerische "Mia san Mia" ist offenbar älter als gedacht. Den Eindruck zumindest erhielt, wer den Festrednern an diesem Nachmittag zuhörte, wenn über den selbstbewussten bayerischen Herzog Tassilo III., dessen Kelch und einen besonderen Bären gesprochen wurde.

P. Josef Stelzer